Zuvor hätten die Veranstalter bis 14 Uhr bereits zehn der 16 Schleusen geschlossen gehalten, weil eine Überfüllung des Tunnels drohte. Doch dann sei die Anweisung gekommen, alle Schleusen vor dem westlichen Tunneleingang zu öffnen, sagt Schaller.

Die Kölner Polizei reagiert prompt und zeigt sich pikiert: „Wir fänden es gut, wenn sich Herr Schaller nicht in Spekulationen verlieren würde“, sagt eine Polizeisprecherin. „Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in der Lage zu sagen, was der Auslöser war für das Ganze, wie es sich ereignet hat. Das kann man jetzt noch nicht seriös feststellen.“

Sauerland machte wie vor ihm Love-Parade-Veranstalter Lopavent ein Fehlverhalten der Polizei für die Katastrophe am Tunnel verantwortlich. Veranstalter Rainer Schaller hatte am Montag gesagt, die Katastrophe bei der könnte durch eine verhängnisvolle Anweisung der Polizei ausgelöst worden sein: "Die Einsatzleitung der Polizei hat die Anweisung gegeben, alle Schleusen vor dem westlichen Tunneleingang an der Düsseldorfer Straße zu öffnen." Warum, wisse er nicht. Die Veranstalter hätten eigentlich 10 der 16 Schleusen geschlossen gehalten, weil eine Überfüllung drohte. Wegen der Polizeianweisung sei der Hauptstrom der Besucher dann unkontrolliert in den Tunnel gekommen.

Hatte mich echt gewundert, dass darüber noch nichts zu lesen war. Also war doch die Polizei der Auslöser?

Entgegen seiner eigenen Pläne habe der Veranstalter die Zugänge in den Tunnel jedoch trotz der Menschenmassen nicht gesperrt. Im Gegenteil habe er den Zustrom weiterer Menschen am westlichen Zugang sogar zusätzlich erhöht. Aufgrund der nachdrängenden Menschenmassen habe die Polizei ihre Maßnahmen aufgeben müssen, sagte Wehe weiter. Die ursprüngliche Planung habe vorgesehen, das Veranstaltungsgelände schon um 11 Uhr, „bei Bedarf auch um 10 Uhr“ zu öffnen, um frühzeitig einen Rückstau zu verhindern. Der Veranstalter habe das Gelände allerdings erst viel später - nach 12.00 Uhr - geöffnet. Zu diesem späten Zeitpunkt hatten sich schon mehrere Menschentrauben im Eingangsbereich gebildet, sagte Wehe.


Sehen die Verantwortung für die Tragödie beim Veranstalter: Polizeiinspektor Dieter Wehe und Innenminister Ralf Jäger (v.l.)
Wehe zufolge hatte der Tunnel eine „Durchflusskapazität“ von 30.000 Menschen pro Stunde. Gleich zu Beginn der Veranstaltung sei eine größere Menschenmenge am Tunnel und auf der Rampe verblieben und habe so einen Rückstau verursacht. Um 15.30 Uhr habe dann der Veranstalter die Polizei um Hilfe gebeten, da die Situation außer Kontrolle zu geraten drohte.

„Ordner haben nicht ausgereicht“
Der Veranstalter habe die Ordner um 15.46 Uhr angewiesen, die Schleusen zu sperren, damit keine Menschen in den überfüllten Tunnel nachströmen. „Da gab es klare Absprachen“, sagte Wehe. Diese seien aber nicht umgesetzt worden. Die Veranstalter hätten zudem Zaunelemente entfernt, um Krankenwagen durchzulassen. „Danach wurde diese Stelle aber nicht sofort wieder geschlossen.“ Durch diese Lücke seien dann Menschen eingeströmt.

„Die vorhandenen Ordner haben nicht ausgereicht“, sagte Wehe. Sie hätten die Besucher im Eingang zum Weitergehen auffordern sollen. Um 17.02 Uhr seien der Polizei erste Opfer auf der Rampe gemeldet worden. Ein Absperrzaun sei umgerissen worden und die Menschen drängten zur Treppe an der Rampe. Dadurch habe sich der Druck enorm erhöht. Die umgerissenen Zäune hätten vermutlich als Stolperfalle gewirkt.

Jäger sieht die Verantwortung für die Geschehnisse innerhalb des Partygeländes klar beim Veranstalter, der Lopavent GmbH. Die Verantwortung für die inzwischen heftig kritisierte Sondergenehmigung für die Veranstaltung sieht Jäger hingegen bei der Stadtverwaltung Duisburg.